SV Darmstadt 98 – FC Ingolstadt 0:1 (0:0)

Nach Wolfsburg und Leipzig stand mit Ingolstadt das dritte Heimspiel in Folge gegen einen sponsorgeführten Klub an. Dieser wurde 2004 vom Ingolstädter Unternehmer Peter Jackwerth und mithilfe von Audi aus den traditionsreichen Ingolstädter Vereinen MTV und ESV Ingolstadt erschaffen. Diese beiden Vereine verband zuvor eine recht lange innerstädtische Rivalität, welche aufgrund von wirtschaftlichen Interessen kurzerhand vom Tisch gefegt wurde. So zogen die neu gegründeten „Schanzer“ dann vor Jahren schon mit ihrem Sponsorengeld am SVD vorbei in Richtung Profifussball, wo sie allerdings erst 2015 mit den Lilien gemeinsam den Sprung ins Oberhaus schafften. Die Kritik ihnen gegenüber ist demnach nicht so ausgeprägt wie bei Leipzig, da sich der große Geldgeber auch nicht so stark in den Vordergrund drängt und den Verein als Marketinginstrument nutzt. Doch ist es wohl unstrittig, dass der FC Ingolstadt die Liga nicht gerade attraktiver macht. So waren es dann auch lediglich 15.000 Zuschauer, die sich diesen regnerischen Spätherbst-Kick am Bölle antun wollten und gerade auf der neuen Nordtribüne war noch reichlich Platz.

Während der eine Teil der Fanszene den Spieltag mit einem ausgiebigen Frühstück begann, war der andere noch früher auf den Beinen und bastelte an den letzten Vorbereitungen für die heutige Choreografie. Anlass war das 10jährige Jubiläum der Usual Suspects 2006 (aka Allesfahrer Darmstadt), die bereits in der letzten Winterpause ordentlich Geburtstag gefeiert hatten und nun auch optisch noch mal nachlegen wollten. Diese gelang ihnen auch ziemlich gut und geht auch als eine der ersten Großchoreos in die noch junge Geschichte der Südtribüne ein. Dabei wurden außen zwei Blockfahnen entrollt, auf denen jeweils das Darmstädter Stadt- und Vereinswappen abgebildet war. Zentral wurden dazu massig blau-weiße Schwenker verteilt und das Spruchband „10 Jahre Alles Für Darmstadt“ ausgeklappt. Mithilfe einer Seilzugkonstruktion wurde dann der aufwändig gemalte Mittelteil hochgezogen, der diverse Facetten der Gruppe darstellte. Herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle nochmal seitens aller aktiver Gruppen des Block1898!

So schick wie die Choreo war der Spielbeginn dann allerdings keineswegs. In DEM richtungsweisenden Spiel für die nächsten Wochen gegen bislang sieglose Ingolstädter waren die Lilien von Beginn an nicht bissig genug und kamen nur schwer in Tritt. Erst nach einiger Zeit konnte man sich aus der Ingolstädter Drangphase befreien und selbst Chancen kreieren. Ein Freistoß von Ben-Hatira sorgte beispielsweise kurz für ein erstes Raunen. Auch der Schiedsrichter wollte uns den Heimsieg nicht so richtig gönnen und verweigerte zwei berechtigte Strafstöße. Es wäre aber zu einfach die Schuld nur bei anderen zu suchen. Denn die Einstellung stimmte mal wieder nur bei einem Teil der Spieler gerade im Bezug auf die mannschaftliche Geschlossenheit. Das fällt nach den letzten Jahren natürlich besonders auf, wenn vorher regelmäßig elf Gladiatoren in blau-weiß auf den Platz liefen und gefühlt um ihr Leben spielten. Diese Saison geht uns das immer mehr ab und dem geneigten Heiner schmeckt das gar nicht. Auch auf der Südtribüne war es mehr Schatten als Licht, was heute rausgehauen wurde. Zwar findet sich im mittleren Block1898 ein immer festerer Kern von Jugendlichen und jung gebliebenen, die sich auch mal bei so einem Grottenkick kurz in Ekstase singen können – die Außenblöcke ziehen derzeit allerdings bei den wenigsten (auch den einfachsten) Liedern mit. Hier wird wahrscheinlich von vielen erwartet, dass der Funke vom Platz überspringt. An Tagen wie heute wäre es wohl besser gewesen selbst ein wenig unterm Hintern der Mannschaft rumzuzündeln. Als in der Schlussphase das Stadion nochmal aufstand und versuchte mit aller Macht wenigstens einen Punkt zu erzwingen war es leider schon zu spät. Da hätte bereits früher mehr passieren müssen. Die Lilien verloren letztendlich gegen eine kämpferisch bessere, aber spielerisch schlagbare Truppe durch einen Distanzschuss von Hartmann. Extrem unnötig und kein gutes Omen für die nächsten Partien. Immerhin hat man neben einem ersten Abstiegsgipfel gegen den HSV jetzt noch einige schwere Brocken vor der Brust. Um dort was zu reißen bedarf es nochmals einer Geschlossenheit innerhalb des Vereins, die uns den Erfolg gebracht hat. Anders wird es noch eine sehr, sehr harte Saison.

Nach dem Spiel wurden die anwesenden Berner Freunde (Danke euch!) noch verabschiedet und sich dann bei dem ein oder anderen Bierchen über die aktuelle Lage im Verein und in der Mannschaft unterhalten. Bilder vom Spiel und der Choreo findet ihr auf den Seiten der Usual Suspects & Ultrà de lis