FSV Mainz 05 – SV Darmstadt 98 2:1 (1:0)

Es gibt Tage, die sind einfach zum vergessen. Nichts läuft so wie man es sich vorgenommen hat und am Ende steht die Ernüchterung allen Beteiligten ins Gesicht geschrieben. Einen dieser Tage erlebte der geneigte Lilienfan am Sonntag in Mainz. Mit den Aufeinandertreffen in der Bundesliga hat sich eine deutlich größere Abneigung gegen die 05er entwickelt, die auch an diesem Wochenende in kleineren und größeren Sticheleien zum Ausdruck gebracht wurde. Am Spieltag entzog sich die aktive Fanszene dem Massentransport im Sonderzug und fuhr bereits etwas früher in Richtung Rheinhessen. Am letztjährigen Ausstiegspunkt „Römisches Theater“ ließ man dann die BFE-Einheit einfach stehen und fuhr weiter in Richtung Hbf. Allein die verdutzten Gesichter der Cops waren schon das frühere Aufstehen wert. Da man Mainz schon am Vorabend besichtigt hatte, ging es dann vom Hbf ziemlich direkt mit Bussen zum Mainzer Möbelhaus wo  der Großteil sich die Zeit mit dem Genuss der letzten Sonnenstrahlen, Ball spielend oder Weinschorle trinkend verbrachte. Irgendwann wurden die Tore dann geöffnet und so konnte man sich heute mal wieder etwas frühzeitiger im Block postieren und den Zaun beflaggen. Das sah wie schon im letzten Jahr recht gut aus. Neu am Zaun hing ein Banner für die von einem Stadionverbot betroffenen Lilienfans. Zwei davon übrigens wegen absoluter Kleinigkeiten von Mainz 05 ausgestellt. Kein Wunder, wenn der Hasspegel da im Vorfeld schon steigt. Nicht aufgeben, Jungs! Ihr seid nicht alleine! STADIONVERBOTLER MIT UNS!

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Bereits beim Warmmachen der Spieler wurden die ersten Gesänge der insgesamt knapp 4.000 Lilienfans auf den Rasen geschickt und ab einer Viertelstunde vor Anpfiff dann mit dem Einsingen begonnen. Gerade vor dem Spiel erreichten wir noch eine recht gute Lautstärke, was  während des Spiels leider von Minute zu Minute schlechter wurde. Eigentlich hatte man sich vorgenommen den letztjährigen Auftritt auf den Rängen nochmal zu toppen, hatte die Trommeln und zwei Vorsänger extra für die Verbindung zum oberen Block-Bereich postiert. Doch all das hilft wenig, wenn die Emotionen bei den meisten Mitgereisten ab der ersten Minute gegen 0 tendieren. Auch im Kreis der aktiven Fanszene wurde diese Lethargie nur selten durchbrochen, was ein absolutes Unding ist. Die Zeit der Ausreden ist da auch jetzt mal vorbei und jeder sollte sich mal hinterfragen ob man mit so einer Einstellung in den vorderen Reihen überhaupt was zu suchen hat! Mancher meinte zwar nach dem Spiel „so schlecht wäre es ja nicht gewesen“, aber mittlerweile sollte es eben auch unser Anspruch sein, mit 4.000 Heinern in Mainz mehr als 3-4 Mal richtig laut zu werden…

Auf dem Platz gingen die Lilien zwar sichtbar motiviert zur Sache, doch scheint der defensive Kampfgeist vergangener Jahre irgendwie noch nicht auf die „neue Mannschaft“ übertragen worden zu sein. So führte der erste Mainzer Angriff auch gleich zum ersten Gegentreffer. Gerade bei einem so frühen Rückstand wäre es unsere Aufgabe gewesen, das Team zum Ausgleich zu pushen. Wenn man sich aber lieber mit dem eigenen Suff, Smartphone, Nachbar oder sonstwas beschäftigt, sollte man sich im Anschluss auch nicht allzu laut über Trainer- und Mannschaftsleistung auslassen. Die Chance zum Ausgleich ergab sich dann tatsächlich noch kurz vor der Pause, was den Block kurzzeitig auf Touren brachte. Colak wurde im Mainzer Strafraum gefoult und trat anschließend selbst an. Im Gegensatz zum Bremen-Spiel versagten unserem Neuzugang allerdings die Nerven und die Chance vor der Halbzeit die Uhren auf Null zu setzen war dahin.

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Nach der Pause zeigte der Block seine Anteilnahme für den verstorbenen Magdeburger Fan Hannes. Auch die Mainzer Seite zeigte Spruchbänder in diese Richtung. Die Heimkurve blieb ansonsten wie schon beim letzten Gastspiel ziemlich blass. Außer Armgefuchtel und „Lilienschweine“-Rufe nahm man kaum Notiz vom neuen „Q-Block“. Viel nerviger war der pausenlos rumlabernde Stadionsprecher und die Beschallung. Für uns bleibt nach jedem Besuch in Mainz die Erkenntnis, dass sich dieser Verein vielleicht dauerhaft sportlich in der Bundesliga etabliert hat, aber jede Ecke und Kante dabei abgeschliffen wurde. Ein mahnendes Beispiel für unsere Vereinsführung, die ähnliche Ziele anstrebt, aber nicht vergessen sollte was die Lilien seit jeher zu mehr macht als einem der X-beliebigen Fussballklubs.

Auf dem grünen Rasen ging Mainz dann nach kurzer Zeit ihrerseits durch einen Elfmeter in Führung. Die 98er steckten aber weiter nicht auf und kamen mit deutlich mehr spielerischen Ansätzen so manches Mal vors Mainzer Tor. Leider wurden einige Großchancen fahrlässig liegen gelassen. Insgesamt kann man Trainer und Mannschaft kaum Vorwürfe machen, doch fehlt es hinten an Kampfgeist und Ordnung vergangener Tage und vorne an der Effektivität, die notwendig wäre, um solche Spiele siegreich zu gestalten. So konnte lediglich ein sehr später Anschlusstreffer durch Gondorf (mal wieder per Strafstoß) bejubelt werden bevor der Schiedsrichter die Partie beendete. Die Lilienfans wollten das aber nicht ganz hinnehmen und auf einmal zeigte der gesamte Auswärtstross was heute während des Spiels gefehlt hatte. Lautstark wurde dem Team Mut zugesprochen und die Mainzer „Humba“ sabotiert. Manchmal fragt man sich da schon warum solche Emotionen nicht auch schon früher am Tag möglich sind.

Der Rückweg gestaltete sich höchst (wie immer in Mainz) unspektakulär. So war man dann geschafft und froh als man wieder südhessischen Boden unter den Füßen hatte und aufgrund des Spiels und so manchen Begleitumständen zerknirscht den Heimweg antrat. Beim kommenden Spiel gegen Wolfsburg haben Mannschaft und Fans wieder die Chance es besser zu machen. Dann wieder am geliebten Bölle auf der neuen Südtribüne!

Fotos vom Spiel findet ihr bei den Usual Suspects