FC Augsburg – SV Darmstadt 98 1:0 (0:0)

Das mit Spannung erwartete Wiedersehen mit Dirk Schuster bei seinem neuen Arbeitgeber fand zur besten Fußballzeit an einem spätsommerlichen Samstag um 15:30 Uhr statt. Rund 1.200 Heiner begleiteten den SVD zu diesem Auswärtsspiel. Man fragt sich da zwangsläufig, was mit all den Lilienfans passiert ist, die sich vorige Woche noch in Dortmund gegenseitig totgetrampelt haben oder zumindest jenen, die auch voriges Jahr schon in Augsburg waren? Anscheinend beginnt jetzt schon am 5. Spieltag die Phase, in der man sich zurücklehnt und das Spiel lieber gemütlich auf der eigenen Couch guckt anstatt sich für seinen Verein auf den Weg zu machen und ihn bestmöglich zu unterstützen. Bei den Highlight-Spielen oder jenen mit kurzer Anfahrtszeit werden dann aber wieder die Karten knapp. Vielleicht einerseits ganz natürlich, andererseits sollten die Rosinenpicker dann auch die Füße still halten, wenn es um die Kritik an der Mannschaftsleistung geht. Nur wer selbst alles gibt, darf auch andere kritisieren!

Dass das heutige Auswärtsspiel mit Sicherheit keine Rosine ist, wurde allen schnell bewusst. Auch vor der aktiven Fanszene machte der Mitfahrerschwund nicht halt und so fuhr man mit einem Doppeldecker und 9ern in Richtung Augsburg. Eine ereignisarme Hinfahrt, die lediglich durch eine sehr teure Taxitour etwas spannend wurde, endete am Gästeeingang wo man vom Heimverein mit einem gedruckten „Herzlich Willkommen, liebe Darmstadt-Fans!“-Banner begrüßt wurde. Spätestens jetzt wollte man eigentlich das Weite suchen und dem alten Rosenaustadion einen Besuch abstatten. Die Liebe zu den eigenen Farben zog einen dann doch in dieses als Baumarkt getarntes Stadion (ähm…Arena natürlich!) wo man jetzt auch nur noch bargeldlos sein überteuertes, alkoholfreies Bier kaufen kann. Ein furchtregender Einblick in die Köpfe so mancher Fußballfunktionäre. Sollte so irgendwann die Heimstätte unserer Lilien aussehen sollte, dann haben wir alles verloren was uns seit fast 120 Jahren als Verein ausmacht.

Doch genug lamentiert. Der Gästeblock füllte sich langsam aber stetig, die Zaunfahnen hingen und man war bereit mit der Mannschaft die nächsten Punkte heimzubringen. Zuvor gedachten jedoch die Ultras des FCA zwei ihrer Gruppenmitglieder, die genau vor einem Jahr bei einem Autounfall ums Leben kamen. Dazu wurde eine sehr bewegende Choreografie mit den Konterfeis der beiden gezeigt und dem passenden Spruch „Ultras sterben nie!“. Währenddessen schwieg auch der Gästeblock aus Respekt. Die Aktion wendete in ein grün-weiß-rotes Bild mit verschiedenen Impressionen aus dem Kurvenleben der zwei Jungs. Nun starteten auch wir und nahmen langsam aber sicher Fahrt auf. Obwohl es manche Lücke im Gästeblock gab, konnte man sich manches Mal Gehör verschaffen und gerade mit bekanntem Liedgut eine gute Lautstärke erzeugen. Auch das ein oder andere neue oder fast vergessene Lied wurde mal wieder ausgepackt. Die Mannschaft zeigte gerade in der ersten Halbzeit Willen an die Leistung vom Dienstag anzuknüpfen, konnte allerdings zu keinem Zeitpunkt richtige Torgefahr kreieren. Auch wenn die Defensive mittlerweile etwas stabiler steht, so sind die Mängel im Offensivbereich noch durchaus sichtbar. So hatte man mal wieder einem starken Esser zu danken, der sein Tor in der ersten Hälfte glänzend sauber hielt. Den Nackenschlag gab es dann kurz vor der Pause als Guwara etwas übermotiviert in den Zweikampf ging und mit Gelb-Rot vom Platz musste.

Dies nutzte Augsburg direkt nach der Pause gekonnt aus und schoss das Tor des Tages. Fast jedem im Gästeblock war zu diesem Zeitpunkt bereits klar, dass wir heute ohne Punkte nach Hause fahren würden. Trotzdem gab man nicht auf und feuerte das Team bis zum Abpfiff an. Auch auf dem Rasen fiel das Team immerhin nicht komplett auseinander, auch wenn Esser dazu einen Großteil beitragen musste. Der Einsatz stimmte, aber es fehlte an allem um Augsburg nochmal in Bedrängnis zu bringen. So blieb es am Ende beim 1:0 und die Lilienfans bauten das Team nochmal für die kommenden Aufgaben auf. Dass anschließend jedoch nicht alle Spieler die paar Meter zum Gästeblock kamen um sich für Unterstützung zu bedanken, sondern kurz klatschend am Strafraum schon wieder umdrehten, bleibt hoffentlich das eine Ausnahme in dieser Saison. Ein bisschen mehr Dankbarkeit für den Support und die 10stündige An- und Abfahrt kann man als Lilienfan schon erwarten. Wir bedankten uns bei unseren zwei Besuchern aus Bern und machten uns dann selbst auf den Heimweg. Mund abbuzze und Bremen daheim schlagen!

Bilder vom Spiel folgen auf www.usualsuspects2006.de und www.ultradelis.org