Umgang mit Pyrotechnik

Mit diesem Rückblick auf Begleitumstände des siegreichen Derbys wollen auch wir uns nochmal öffentlich zu Wort melden. Wir haben bewusst ein paar Tage vergehen lassen, um die Geschehnisse zu analysieren und intern aufzuarbeiten. Diese Zeit war dafür absolut notwendig und wir hätten uns gewünscht, auch manch‘ anderer Lilienfan hätte sie sich genommen, anstatt undifferenziert seine Meinung in die virtuelle Welt hinaus zu tragen.

Am Samstag wurden unterschiedliche Formen von Pyrotechnik gezündet zu denen wir uns auch einzeln äußern möchten. Denn diese unterscheiden sich nicht nur in ihrer Herstellung und Wirkung, sondern auch in ihrem Einsatz am Samstag im Stadion. Ganz gleich ob man Pyro gut oder schlecht findet, ist es wichtig, sich vor einer Diskussion diese Unterschiede deutlich zu machen:

1.) Leuchtspur
Am wenigsten Diskussionsbedarf sehen wir bei den drei Leuchtkugel-Schüssen auf den Gästeblock. Den Einsatz von Pyrotechnik als Waffe lehnen wir grundsätzlich ab und sehen ihn auch nicht durch eine alte Fan-Rivalität oder vorherige Aktionen des Gegners in irgendeiner Form als nachvollziehbar an. Die Leuchtspuren kamen nachweislich aus dem Bereich der Nordkurve und haben nichts mit dem Block1898 zu tun. Daher verbietet sich auch eine thematische Vermengung mit dem nächste Punkt.

2.) Bengalos
In der zweiten Spielhälfte wurden zwei Bengalfackeln in den vorderen Reihen des Blocks gezündet. Auch dies wurde im Vorfeld nicht geplant, es handelte sich um keine organisierte Aktion der aktiven Gruppen des Block1898. In der Durchführung sehen wir allerdings keinerlei Gefährdung für Unbeteiligte oder das Spiel. Wenn Pyro erlaubt wäre, sollte man es genau so einsetzen, wie in diesem Moment – als optische Untermalung von Gesängen und emotionalen Momenten auf der Tribüne, kontrolliert in der Hand gezündet und anschließend vor dem Block entsorgt. Forderungen, den Leuten Fackeln aus der Hand zu reißen oder gar mit Wasser zu löschen, können nur von Menschen kommen, die von der Materie keinerlei Ahnung haben. Denn erst durch solche unüberlegten Reaktionen kann hier eine Gefahr entstehen.

Nachdem nun jahrelang und nach kontinuierlichem Wachstum des Blocks seit 2011 bei keinem Spiel gezündet wurde, sind diese beiden Fackeln bei einem Derby für uns kein Grund, das komplette Konzept ‚Block1898‘ in Frage zu stellen. Vielmehr zeigt dies erst recht, dass die sachliche und ruhige Kommunikationskultur, wie sie zwischen uns und den Vereinsverantwortlichen herrscht, der richtige Weg war und auch diesmal sein wird, um mit derlei Vorkommnissen umzugehen.

Dagegen verbitten wir uns ausdrücklich populistische Forderungen nach Kollektivstrafen, Vereinsausschlüssen oder öffentlichen Steinigungen. Wer unreflektiert Choreospenden, Pyrotechnik und Leuchtspur in einen Topf wirft, braucht sich nicht wundern, wenn er von anderen Lilienfans als Ahnungsloser hinsichtlich der Darmstädter Fankultur und -struktur wahrgenommen wird.

3.) DFB-Strafen
Jeder, der sich ausgiebiger mit dem Thema Pyro im Stadion beschäftigt, stellt schnell fest, dass sich alle Sorgen rund um Sicherheit lösen ließen – aber auch bei behördlicher Genehmigung und legalem Abbrennen weiterhin Geldstrafen des DFB ausgesprochen werden. An dieser Stelle werden wir als Fanszenen gespaltet: Wir werden diese willkürliche Paralleljustiz des DFB nie akzeptieren, gleichzeitig entstehen den Vereinen fünfstellige Kosten. Und das für Vergehen, die im deutschen Recht allenfalls Ordnungswidrigkeiten darstellen.

Dem Fußballverband geht es einzig darum, die Vermarktbarkeit des Fußballs ungestört zu wissen. Keine Rauchschwade soll dem Pay-TV-Kunden das teuer bezahlte TV-Erlebnis trüben. Selbst bei Choreos mischt sich der Broadcaster schon ein und nimmt Einfluss auf sein TV-Bild, Flutlichter brennen selbst am Tage, damit die HD-Übertragung gesichert bleibt und der Stadionbesucher wird immer mehr zur Randnotiz, was man spätestens an der Spieltagszerstückelung merkt, und am Montagabend in Hamburg steht. Statt sich im Sinne ihrer treusten Fans zu positionieren, spielen die Vereine brav mit, immerhin gibt es zweistellige Millionenbeträge durch das Fernsehen zu verdienen.

Wir dagegen fordern die deutschen Vereine auf, sich endlich gegen die Willkür und Unverhältnismäßigkeit des DFB-Sportgerichts zur Wehr zu setzen und diese Strafenpolitik zu kippen. Warum sollte in Deutschland nicht funktionieren, was z.B. in Norwegen Alltag ist. Welches Recht hat ein DFB e.V. sich über die Gesetzgebung zu stellen?
Block1898