„Wir haben keinen Gegner mehr, der 1.FC Köln muss her!“ Dieses berühmte Fan-Plakat aus der Aufstiegssaison 1977/78 wurde bereits letzte Saison in Karlsruhe gezeigt und sich damit schon mal scherzhaft auf Liga 1 vorbereitet. Nach zwei Siegen in Folge passte der Spruch vor der Fahrt in die Domstadt dann wieder wie die Faust aufs Auge und der Gästebereich war bereits seit Wochen ausverkauft. War ja auch klar, denn immerhin spielt der SVD in Köln, einer Stadt wo man dann auch gern das ganze Wochenende verbringen und das Spiel beiläufig mitnehmen kann. Doch dazu später mehr…
Zunächst startete man im eigens gechartertern Lilienexpress in Richtung Rheinland. Die Hinfahrt verlief höchst entspannt und so kam man (fast) pünktlich in Deutz an um von dort mit Straßenbahnen in Richtung Müngersdorf zu fahren. Die Straßenbahnen in Köln sind anscheinend etwas beweglicher als wir das aus unserer südhessischen Heimat kennen und so hüpfte das Gefährt mehr als dass es fuhr, was allen Insassen einen großen Spaß machte. Die Belastbarkeit war dann aber irgendwann wohl ausgereizt und die KVB hatte schnell für Ersatz gesorgt. Also ging es nun im Schneckentempo mit Polizeibegleitung weiter bis zum Stadion. Dort durften wir uns dann mit den üblichen, strengen Einlasskontrollen der Bundesliga herumärgern. Bis alle drin waren, verging dann einige Zeit in der man sich das Stadion ein bisschen anschauen konnte. Das Urteil der meisten dürfte ziemlich positiv ausfallen. Denn das Müngersdorfer Stadion hat sich trotz WM-Umbau ein wenig Fußballcharme erhalten. Die eckige, doppelstöckige Bauweise wusste in jedem Fall zu gefallen. Im Gästeblock wurde dann blau-weiß geflaggt und im Oberrang die große Südhessen-Fahne ausgepackt. Die Sonne schien, das ein oder andere Kölsch wurde probiert und es schien eigentlich ein ganz netter Fußballtag zu werden…
….doch leider hatte man in diesem Moment seine Rechnung ohne die stark aufspielenden Kölner gegen überforderte Lilien gemacht. Von Beginn an war spürbar, dass man dem FC heute nicht gewachsen war. Das frühe 1:0 durch Modeste konnte zwar glücklich von „Jego“ ausgeglichen werden, doch mit dem 2:1-Pausenstand waren die Lilien noch gut bedient. Die mitgereisten 5.000 Heiner machten ebenfalls einen ziemlich verschlafenen Eindruck. Eigentlich lohnt es sich nicht an dieser Stelle immer wieder die gleiche Leier auszupacken. Es ist einfach erschreckend, wenn man in der Bundesliga mit solch einer Masse von Fans auswärts auftritt und feststellen muss, dass die meisten entweder kein Interesse an der Unterstützung der Mannschaft zu haben scheinen oder sie dazu gar nicht mehr in der Lage sind. Natürlich gibt es ein paar Lieder und Momentaufnahmen, in denen alle für ein paar Sekunden zusammen laut werden, aber seien wir ehrlich – das ist für diese historische Saison einfach zu wenig. Gerade die erste Hälfte war stimmungstechnisch, wie schon in Hamburg, ein regelrechter Offenbarungseid. Und dabei müssen sich auch einige Leute aus den aktiven Gruppen des Block1898 kräftig an die eigene Nase fassen.
In der zweiten Hälfte nahm das Unheil dann weiter seinen Lauf. Die Lilien versuchten nun den Ausgleich zu erspielen, was aber partout nicht gelingen wollte und den Kölnern Räume verschaffte um das Ergebnis in die Höhe zu treiben. Das 4:1 war am Ende zwar bitter, aber nicht ganz so bitter wie einige Menschen im Gästeblock, die meinten bei der LaOla der Kölner mitzumachen, deren Lieder mitzusingen und dann vor Abpfiff zu gehen. In solchen Momenten geht einem dann wirklich das Messer in der Tasche auf und es bleibt nur zu hoffen, dass diese Leute sich zukünftig von Lilienspielen fern halten. Euch braucht kein (Lilien-)Schwein! Der Rest des Gästeblocks versuchte aber bis zum Schluss die Fahne oben zu halten und schaffte es auch mehrmals gemeinsam mit Ober- und Unterrang den einen oder anderen Gassenhauer zu singen. Die Reaktion nach Schlusspfiff in Richtung Mannschaft zeigte dann auch endlich mal Charakter und was schon während der Spielzeit möglich gewesen wäre. Die Gegenseite feierte natürlich ausgelassen ihr Team und den sicheren Klassenerhalt. Während der Spielzeit ist es schwierig sich ein Urteil über die Stimmung der Südkurve zu erlauben. Die Akustik ist ziemlich bescheiden, doch der harte Kern rund um WH, Boyz & Co war dauerhaft in Bewegung und hatte auch einige Spruchbänder gegen die geplanten Montagsspiele gepinselt.
Die Rückfahrt wurde im Sonderzug noch äußerst feucht-fröhlich verbracht und ein kleiner Bier-Tsunami im Partyabteil entfesselt. Sicherlich eines der Highlights an diesem Tag. Wir bedanken uns an dieser Stelle bei allen, die mit uns im Lilienexpress nach Köln gefahren sind und sich in jeder Situation äußerst diszipliniert verhalten haben. Vielen Dank dafür! Nun steht das Derby vor der Tür zu dessen besonderen Umständen wir uns diese Woche nochmal gesondert äußern werden.
Bilder vom Spiel in Köln findet ihr bis dahin HIER