Hamburger SV – SV Darmstadt 98 1:2 (0:1)

In den bisherigen fünf Bundesliga-Duellen gegen den HSV konnten die Lilien bislang keinen einzigen Sieg einfahren. Die bisherige Auswärtsbilanz und die guten Leistungen der letzten Wochen ließen aber berechtigte Hoffnungen auf drei Punkte aufkommen. Und da Hamburg ja auch sonst eine ganz nette Stadt ist, waren die meisten Lilienfans ein ganzes Wochenende unterwegs und der Gästeblock seit Wochen selbstverständlich ausverkauft. Die aktive Fanszene reiste teils mit Bussen, teilweise mit dem Zug direkt zum Spiel an und verzichtete damit größtenteils auf ausufernde Nächte in St. Paulis Kneipen wie noch im Vorjahr.

Am Volksparkstadion angekommen ging es ziemlich direkt in den Gästeblock um die heutige Choreo vorzubereiten und den ein oder anderen Gesang schon mal Richtung Rasen zu schicken. Im Stehplatzblock sah man beim Verteilen der Pappen schon einige bekannte (aber teilweise auch gezeichnete) Gesichter. Nachdem alle begrüßt wurden und jeder seine Papptafel in der Hand hatte, konnte es dann auch los gehen. Die Teams betraten das Feld und im Gästeblock wurde das gekrönte Darmstädter Stadtwappen mit Löwen und Lilie auf blau-weißem Grund präsentiert. Im Oberrang wurde dazu ein großes „Darmstadt“-Banner herunter gelassen, welches durch leichten Rückenwind leider nicht 100%ig optimal präsentiert werden konnte. Nichtsdestotrotz kann man mit der Aktion durchaus zufrieden sein und der Mannschaft so auch optisch von Beginn an den Rücken stärken.

Aber sowohl die elf Kämpfer auf dem Rasen, als auch die ca. 4000 auf den Rängen kamen anfangs nicht so recht ins Spiel. Während die Spieler immerhin bemüht waren und früh den Gegner attackierten, waren die ersten Minuten im Gästeblock ungewohnt lethargisch. Egal ob Suff vom Vorabend oder andere Entschuldigungen – bei so einem wichtigen Auswärtsspiel mit knapper Kartenlage im Stehplatzblock mit verschränkten Armen stumm das Spiel zu verfolgen, ist schon eine ziemliche Verarschung. Das änderte sich erst nach und nach als die Lilien immer besser ins Spiel kamen und der HSV seine Chancen nicht nutzen konnte. Das Heimpublikum rund um den Gästebereich pöbelte dabei ordentlich rum, was die Stimmung nun immer mehr anheizte. Was in unseren Augen allerdings gar nicht ging, waren die „St. Pauli“-Rufe vieler 98er. Wie die eigenen Sympathien im deutschen Fussball auch liegen mögen, ob man den Hamburger Kiezklub sympathisch findet oder eben nicht – was zählt ist unser eigener Verein, der weder mit dem HSV noch mit dem FCSP sonderlich viel zu tun hat. Der SVD hat an diesem Tag gespielt und unseren Support benötigt und St. Pauli hat damit wirklich gar nichts zu tun. Hört also bitte zukünftig einfach damit auf die Rivalen unserer Gegner abzufeiern und konzentriert euch stattdessen lieber auf den Sportverein, mit dem wir alle mitfiebern.

Nachdem uns also Mathenia im Spiel hielt und es langsam in Richtung Hamburger Tor ging, war es mal wieder das personifizierte Kopfball-Ungeheuer Aytac Sulu, das unsere Lilien in Fürhung köpfte. In der 38. Minute nach einem scharf herein gebrachten Freistoß von Konstantin Rausch, war der Kapitän zur Stelle, setzte sich gegen drei Gegenspieler durch und ließ alle mitgereisten Darmstädter jubeln. Spätestens jetzt übernahm Blau-Weiß die Oberhand im Stadion. Das unermüdlich kämpfende Kollektiv auf dem Spielfeld verzückte den eigenen Anhang, der immer besser in Fahrt kam. Und als in der 54. Minute auch noch Jerome Gondorf nach feiner Vorarbeit von Wagner das 2:0 markierte, konnte die Party richtig losgehen. Schade eigentlich, dass wir nicht gleich so ins Spiel gestartet sind, denn nun zeigte sich wie laut man gemeinsam sein kann. Vom Heimanhang nichts mehr zu hören, wobei auch schon vorher keine großen Bäume ausgerissen wurden. Der Pöbel rund um den Gästeblock hatte mittlerweile auch genug vom gegenseitigen Becheraustausch und verließ frustriert den Volkspark.

Das 1:2 in der Nachspielzeit durch Holtby brachte dann nochmal das große Zittern, aber diesmal gab es keinen späten Ausgleich und die Punkte wanderten verdient auf unser Konto. Kurz mit der Mannschaft gefeiert, wobei knappe Zugzeiten und diese Distanz zu den Spielern in den modernen Bundesliga-Stadien keine augeprägten Feierlichkeiten zulassen. Auf der Rückfahrt dürfte jedoch sowohl bei der Mannschaft als auch den Fans noch das ein oder andere Bier geflossen sein. Schoppe!

Bilder vom Spiel sind jetzt bei den üblichen Verdächtigen online.