SV Darmstadt 98 – VfB Stuttgart 2:2 (1:2)

Zum Auftakt der Endspiel-Wochen um den Klassenerhalt gastierte der VfB Stuttgart am Böllenfalltor. Nach der Länderspielpause, die die aktive Fanszene für die Austragung des 2. Andreas-Gompf-Turniers nutzte, hatte jeder wieder Bock auf einen sonnigen Fussball-Samstag und den zweiten Heimsieg der Saison. Die Sonne schien dann zwar nicht ganz so kräftig wie angekündigt, doch das Böllenfalltor füllte sich natürlich wieder bis auf den letzten Platz. Auch der Gästebereich war wieder mal ausverkauft und die Stuttgarter Fanszene mit einem Sonderzug angereist. Während beide Seiten damit beschäftigt waren, die letzten Vorbereitungen zu treffen und die Spieler sich auf dem Feld warm liefen, diskutierten die meisten Heiner bei einem Bierchen über die heutigen Sieg-Chancen. Um kurz vor halb vier wurde dann in Block1898 der Startschuss für eine, von der Gruppe Ultrà de lis durchgeführte, Choreographie gegeben. Dabei wurde ein Spielautomat zentral im Block hochgezogen und von einem blau-weißen Pappenmuster umrandet. Der Automat wurde dann mit dem Einlaufen der Mannschaften gestartet. Verschiedene Logos und Embleme rund um Darmstadt, das Bölle und die Lilien ratterten nun durch den Spielautomat bis er schließlich bei drei gleichen Vereinswappen stoppte und daraufhin den „Jackpot“ ausspuckte. Insgesamt kann man mit dem Ergebnis zufrieden sein. Sicherlich nicht die größte und beeindruckendste Choreographie der letzten Jahre, dafür aber eine mit bewegten Elementen, einer Prise Darmstädter Humor und mit der leisen Hoffnung das Glück heute endlich wieder auf seiner Seite zu haben. Das Spiel konnte also beginnen.

Die Lilien gaben von der ersten Minute an Vollgas und hatten gleich zu Beginn zwei dicke Chancen. Mit einer couragierten Leistung brachte man den VfB einige Male in Bedrängnis und zwang den Gegner zu einigen Fehlern. Der größte Bock von Dié landete dann direkt bei Sandro Wagner, der eiskalt verwandelte und das Bölle in Ekstase versetzte. Bis kurz vor Pausenpfiff blieb es bei der verdienten Lilien-Fühung und einige Heiner machten sich gut gelaunt auf den Weg Richtung Bierstand um sich in die langen Schlangen von Leuten einzureihen, die alle kurz vor der Halbzeit Bier holen gehen um nicht in langen Schlangen stehen zu müssen. So verpassten viele zwei – zugegebenermaßen – schöne Stuttgarter Tore, die in zwei Minuten das Spiel drehten und somit den bisherigen Spielverlauf völlig auf den Kopf stellten. In vielen Gesichtern war die Anspannung nun klar abzulesen. Schon wieder trotz guter Leistung verlieren? Wieder gegen einen direkten Konkurrenten zuhause keinen Sieg trotz Chancenplus? Wieder durch scheinbare kurze Unkonzentriertheit die Führung verspielt? Tiefe Sorgenfalten und Fragezeichen während der Halbzeitpause.

Ein kurzer Ruck ging durch das Rund als die Spieler frühzeitig und mit einer klaren Körpersprache das Spielfeld betraten. Richtig so, niemals aufgeben und jetzt alles dafür tun, damit die Punkte heute hier bleiben! Direkt ging es weiter mit den weiten Bällen in Richtung Stuttgarter Tor. Zunächst klärte Tyton noch gegen Wagner, bevor Mario Vrancic einen Freistoß gefährlich herein brachte und Peter Niemeyer den Ausgleich köpfte. Ein erneuter Jubelsturm und die Erkenntnis: „Heute kriegt ihr uns nicht klein! Hier geht noch was!“ Fortan kämpften beide Teams verbissen darum das Siegtor zu schießen und gleichzeitig selbst nicht den Knockout zu kassieren. Doch der SVD blieb das gefährlichere Team mit den klareren Chancen. Die Führung wäre spätestens nach einem Solo von Heller, dessen Pass Gondorf zu knapp verpasste, verdient gewesen.

Die große Anspannung entlud sich nun eher selten in Richtung Spielfeld. Viel zu viele Lilienfans waren nicht in der Lage die Mannschaft bis zur letzten Sekunde zu unterstützen und schossen sich lieber auf den unglücklich agierenden Schiedsrichter ein. Gerade in solchen Situationen muss eigentlich das ganze Stadion kochen und sich die Seele aus dem Leib schreien. Dies blieben zumindest in Block1898 heute aber einige Fans schuldig. Zu schleppend, zu unmotiviert, zu lethargisch wirkte die Stimmung über den Großteil der Spielzeit. Zwar wurde es nach den Toren immer mal wieder laut, doch insgesamt war es von Fanseite eines der schwächeren Heimspiele. Das sollte sich in den nächsten, entscheidenden Duellen gegen Ingolstadt, FFM und Gladbach definitiv nicht wiederholen und war einfach deutlich unter unseren eigenen Ansprüchen. Spätestens nachdem dann Caldirola und Niemeyer den Ball aus kürzester Distanz nicht ins Tor bringen konnten, schienen viele Lilienfans innerlich mit dem Spiel abgeschlossen zu haben. Wenn wir jedoch eins in den letzten Jahren gelernt haben sollten, dann dass man erst wenn der Schiedsrichter abpfeift aufhören sollte an den Erfolg zu glauben. Diese Tugend erwarten und sehen wir Woche für Woche bei unseren Spielern. Es wird Zeit, dass auch wir Fans uns dieser Tugend bei Heimspielen wieder bewusst werden.

Auch die Stimmung im Gästeblock hatten viele heute besser erwartet. Die bekannt schlechte Akustik in unserem altehrwürdigen Stadion kann dabei eigentlich nicht der einzige Grund gewesen sein und so waren die Schwaben aus unserer Perspektive zwar häufig alle in Bewegung und schwenkten viele Fahnen, doch richtig zu hören waren die Gäste lediglich vor Anpfiff und nach den beiden Toren. Nach dem Spiel konnten dann relativ schnell die Kosten für die Choreo durch zahlreiche Spenden wieder eingesammelt werden. Vielen Dank an alle, die gespendet oder gesammelt haben! Die nächsten Aktionen können somit auch finanziert werden und wir sehen in dieser Saison hoffentlich doch noch mal einen Heimsieg, der uns dem historischen Ziel „Bundesliga-Klassenerhalt“ ein großes Stück näher bringt. Am Samstag geht es dann zunächst mal nach Hamburg zum HSV, wo gegen den Dino die nächsten Auswärtspunkte auf das Lilien-Konto kommen sollen. Auch dort gilt:

ALLE GEMEINSAM GEGEN DEN ABSTIEG!
Bilder findet ihr wie immer auf der Homepage der Usual Suspects