Freitagabend, Flutlicht und eine mit Spannung erwartete Bundesliga-Partie am geliebten, alten Böllenfalltor – kann es etwas Schöneres geben? Solche Abende sollten wir, unabhängig vom Spielausgang, so lange es geht in vollen Zügen genießen. Denn irgendwann werden die Bagger dann wahrscheinlich doch mal aufkreuzen und diese Atmosphäre werden wir spätestens dann schmerzlich vermissen. Der Tag begann mit einer positiven Nachricht in Sachen Stadion-Umbau: Die Stadt Darmstadt lenkte nach zähem Ringen endlich ein und wird der vom Fanbündnis Bölle vorgeschlagenen Tribünenaufteilung folgen. Ein großes Dankeschön an alle, die sich in den letzten Monaten dafür den Arsch aufgerissen haben! Jetzt sollten die Fans allerdings nicht locker lassen und die Planung weiterhin kritisch und aufmerksam weiter verfolgen und mitgestalten, damit wir am Ende nicht in so einem Ding stehen welches unser heutiger Gegner sein Zuhause nennen darf.
Nach ein paar Bierchen in der Stadt zog es den Großteil der aktiven Szene wie die Motten in Richtung Flutlicht. Ein letzter, warmer Spätsommerabend machte die Atmosphäre perfekt und jeder konnte dem Treiben im Heimbereich auf seine Weise folgen. Der Gästeblock füllte sich ebenfalls mit komplett mit Rheinhessen, die sich im Vorfeld ein öffentliches Hickhack mit unserem Verein lieferten. Zentraler Streitpunkt war eine Choreo, die von der Handkäsmafia vorbereitet worden war. Ohne das öde Thema von neuem aufrollen zu wollen, weisen wir darauf hin, dass die wenigsten Fanszenen bisher irgendwelche Probleme damit hatten, eine Choreo am Böllenfalltor durchzuführen. Was genau bei Mainz derart schief gelaufen ist können und wollen wir nur schwer beurteilen, finden die öffentlichen Briefe dazu allerdings recht albern. Auch wenn natürlich jegliches Verbot von Material grundsätzlich abzulehnen ist. Aber nun gut – für ausreichend Small Talk war zumindest gesorgt und so startete die Partie auf beiden Seiten lediglich mit etwas Standartmaterial.
Auf dem Feld trat das ein, was so mancher Lilienkenner befürchtet hatte. Nach dem Auswärtspunkt in Dortmund war vom Wörtchen „Demut“ am Böllenfalltor kaum was zu hören. Sowohl Umfeld als auch die Mannschaft waren fest auf Heimsieg eingestellt. Und das gegen einen Gegner, der in dieser Saison durchaus zu den spielstärkeren Teams der Liga gehören dürfte. In üblicher Darmstädter „Favoriten“-Manier verpennten unsere Krieger dann die ersten 25. Minuten komplett und lagen ruckzuck mit 0:2 hinten. Weder die Mannschaft noch der Anhang steckten das leicht weg, aber wenigstens gab auch niemand auf und alle zusammen zeigten eine gute Trotzreaktion. Die Stimmung gestaltete sich natürlich dementsprechend durchwachsen. Auch wenn man spürte, dass alle drei Blöcke heute eigentlich Bock hatten. Dies wurde dann auch durch ein weiteres spektakuläres Tor von Marcel Heller deutlich. Schon stand das Bölle wieder parat und trieb das Team, lediglich unterbrochen von der Halbzeitpause, zum Ausgleich. Der eingewechselte Toni Sailer machte seinen ersten Bundesligatreffer und so schrien 15.000 begeistert seinen Namen in den Nachthimmel. In diesem Moment war die Welt in Ordnung und der Schiedsrichter hätte die Partie gut und gerne abpfeifen können – es wäre ein sehr zufriedenstellender Abend gewesen…
Leider war noch lang nicht Schluss und irgendwie schaffte es Mainz wieder ins Spiel zu kommen und nach mehreren Versuchen die erneute Führung zu erzielen. Nun hieß es erneut anrennen, alles reinschmeißen und bis zur letzten Minute nochmal versuchen heute etwas Zählbares mitzunehmen. Beide Fanlager hatten mal mehr und mal weniger Stimmhoheit, wobei wenn das ganze Stadion miteinstimmte, der bekannte „Bölle-Roar“ durchaus beeindruckend gewesen sein durfte. Dies passierte leider nur zu selten, da die Abstimmung untereinander auch ungemein schwierig war. Alles in allem aber ein schöner Fussballabend, der perfekt hätte enden können, wenn Sandro Wagner den (zugegeben unberechtigten) Elfmeter in der Nachspielzeit rein macht. Hat er eben aber leider nicht und so war der Jubel auf Gästeseite groß und auf Heimseite musste man sich ausnahmsweise mal mit aufmunterndem Klatschen begnügen. Muss man sich vielleicht erstmal wieder kurz dran gewöhnen, doch am Ende kann man Trainer Schuster objektiv recht geben, wenn er sagt, dass man sich am heutigen Abend einfach keine Punkte verdient hatte. Vielleicht war dies ja nicht nur für die Mannschaft, sondern auch für manche Phantasten im Umfeld des Vereins eine lehrreiche, wenn auch äußerst schmerzliche Niederlage. Mund abbuzze und weider mache…
Wir sehen uns in Augsburg!
Fotos findet ihr bei den Usual Suspects…